In Deutschland wird gerne geklagt und verklagt. In kaum einem anderen Land der Erde zieht es die Menschen statistisch gesehen häufiger vor Gericht als hierzulande. Prinzipiell hat man als Bürger das Recht, sich selber zu verteidigen. Dies ist allerdings auf Streitfälle vor dem Amtsgericht beschränkt. Wer wegen schwerwiegenden Fällen vor einem Land- oder gar ein Oberlandesgericht erscheinen muss, ist verpflichtet, einen Verteidiger an der Seite zu haben. Was sollte man dabei beachten?
Ein Anwalt ist mehr als ein Verteidiger
Auch wenn die Möglichkeit besteht, sich in bestimmten Fällen selbst zu verteidigen, macht dies nur unter bestimmten Voraussetzungen Sinn. Ein Anwalt ist nicht ausschließlich dazu da, um den Mandanten zu verteidigen, er soll auch für einen fairen Prozess sorgen und dem Mandanten die Zusammenhänge erklären. Zudem bekommt man nur durch einen Anwalt Einsicht in Gerichtsakten. Prinzipiell lässt sich bei jedem Streitfall ein Anwalt einschalten, doch macht dies nur in bestimmten Fällen Sinn. Eine Beratung ist jedoch in den meisten Fällen zu empfehlen.
Erstberatung in der Regel sinnvoll
Solange es sich nicht um Bagatelldelikte handelt, ist der Gang zum Anwalt im Rahmen einer Erstberatung im Normalfall sinnvoll. So kann die Situation analysiert und die rechtlichen Probleme ausfindig gemacht werden. Anhand dieser Informationen kann der Anwalt dann evaluieren, welche Schritte einzuleiten sind und ob es Sinn macht einen Anwalt einzuschalten oder nicht. Die Erstberatung ist vor allem deshalb so wichtig, da es zahlreiche rechtliche Fristen, Regeln und Ausnahmen gibt, die nur ein erfahrener Anwalt kennt. Gerade in Fällen wie Kündigungen, ob Wohnung oder Arbeitsplatz, verliert man schnell seine Rechte, wenn nicht innerhalb von bestimmten Fristen Einspruch erhoben wird. Zu lange warten sollte man also nicht, bis man einen Anwalt aufsucht. Im Schnitt belaufen sich die Kosten einer solchen Erstberatung auf etwa 200 Euro, wobei es hier je nach Fachgebiet und Anwalt Abweichungen nach oben und unten geben kann.
Wo findet man einen guten Anwalt?
In Deutschland gibt es mehr als 150.000 zugelassene Rechtsanwälte, vor 30 Jahren waren es mit etwa 60.000 noch wesentlich weniger. Das große Angebot macht es Mandanten die einen Anwalt suchen nicht leichter. Wichtig ist es zunächst, dass man einen Anwalt findet, der sich in dem jeweiligen Rechtsgebiet auskennt. Ein Anwalt für Familienrecht kennt sich weniger gut im Verkehrsrecht aus und umgekehrt. Volljuristen hingegen haben Kompetenzen in allen Rechtsgebieten. So kann etwa die Anwältin der Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei Carl, durchaus auf den meisten gängigen Rechtsgebieten unterstützen. Zunächst einmal kann es hilfreich sein, sich bei Freunden und Verwandten zu erkundigen, ob sie einen Anwalt empfehlen können. Weiterhin kann man sich auch im Internet auf den Webseiten der Anwälte einen Überblick über die fachliche Kompetenz verschaffen und im besten Fall auch Mandantenbewertungen lesen.
Zwischenmenschliche Ebene muss stimmen
Neben der fachlichen Kompetenz spielt auch Sympathie eine Rolle bei der Auswahl eines Anwalts. Gerade weil sich die Zusammenarbeit durchaus über mehrere Jahre hinziehen kann, ist es wichtig, dass Anwalt und Mandant sich auch auf einer zwischenmenschlichen Ebene verstehen. Ein Erstgespräch (nicht zu verwechseln mit einer Erstberatung) kann Aufschluss darüber geben, ob der jeweilige Anwalt zu einem passt oder nicht. Das Verhältnis mit einem Anwalt sollte immer auf beiderseitigem Vertrauen beruhen.
Welche Kosten entstehen?
Prinzipiell werden die Anwaltskosten durch das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) reguliert. Manche Rechtsanwälte rechnen jedoch nicht nach dem RVG absondern bestimmen die Kosten anhand von Stundensätzen oder Pauschalen. In jedem Fall ist der Anwalt dazu verpflichtet einen potenziellen Mandanten über die voraussichtlich entstehenden Kosten in der jeweiligen Angelegenheit zu informieren.
Vollständige Unterlagen mitbringen
Wenn man einen Anwalt gefunden hat, der sich im jeweiligen Rechtsgebiet auskennt und bei dem auch die Sympathie stimmt, gilt es alle erforderlichen Unterlagen zusammenzustellen, damit der Anwalt sich einen ganz genauen Überblick über den Fall machen kann. Es ist wichtig hier besonderes gründlich zu sein und keine wichtigen Dokumente zu vergessen. Nur wenn dem Anwalt alle relevanten Unterlagen vorliegen, kann eine bestmögliche Beratung gewährleistet werden.
Welche Rolle spielt eine Rechtsschutzversicherung?
Eine Rechtsschutzversicherung ist generell hilfreich aber keine Wunderlösung. Sie kann im besten Fall vor hohen Prozesskosten schützen, übernimmt aber längst nicht alle Kosten. Beispielsweise werden Kosten für einen Anwaltswechsel, für eine vorbeugende Beratung oder für Familienstreitigkeiten nicht übernommen. Prinzipiell lohnt sich eine Rechtsschutzversicherung immer dann, wenn ein erhöhtes Risiko besteht, dass es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen kann.
Jede juristische Angelegenheit ist individuell. Letzten Endes ist fundierte Beratung durch einen Anwalt durch nichts zu ersetzen. Gerade in Zeiten des Internets versuchen viele relevante Informationen im Netz zu finden und verlassen sich somit auf vage Meinungen anstatt auf fachliche Kompetenz.
Der Versuch sich selbst auf eigene Faust Informationen zu beschaffen, geschieht z.B. sehr häufig bei „typischen Abmahnungen“ an Privatverbraucher im Bereich Filesharing. Es lohnt sich in jedem Fall einen Anwalt aufzusuchen, zumindest für eine erste Beratung. Bei einem solchen Gespräch kann der Sachverhalt geklärt und das weitere Vorgehen besprochen werden.